Das Jahr, in dem alles anders war – aus Gastgebersicht
Das Jahr 2020 war ein Jahr, das niemand so schnell vergessen wird. Als im März überraschend ein Einreisestopp in die EU und dann Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen innerhalb Deutschlands verhängt wurden, war das ein Schock. Die gesamte Tourismusbranche lag plötzlich brach.
Im Rahmen einer gemütlichen Kaminrunde am 24.11.2020 haben Fabian Kohlscheen (Hotelmanager Hafenhotel Meereszeiten) Alex Rojas (General Manager Beach Motel & Bretterbude) und Manfred Wohnrade (Geschäftsführer HVB, Strand Resort) das Jahr Revue passieren lassen. Zum Zeitpunkt des Gespräches war noch ungewiss, in welchem Umfang der Lockdown-Light im Dezember verlängert wird. Moderiert wurde der Abend von dem Journalisten Detlef Arlt.
Wir haben im Jahr 2020 ein großes Auf und Ab erlebt.
Wie war das Jahr für Sie?
Manfred Wohnrade (MW): Von einer Pandemie hat man sonst nur im Fernsehen gehört. Dass uns so etwas selbst trifft, das war schon sehr überraschend. Es war ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefen … und jetzt sind wir gerade wieder in einem Tief.
Fabian Kohlscheen (FK): Es war sehr überraschend. Nach dem Motto: „Morgen müsst ihr zumachen!“ Es war wie eine Welle in der Ostsee. Der Januar und Februar fingen gut an, dann kam der erste Lockdown, dann ging es nach dem Lockdown sehr gut weiter – und jetzt stehen wir mitten im zweiten Lockdown und wissen nicht, wie es weitergeht.
Alex Rojas (AR): Dem kann ich mich nur anschließen, alles kam wirklich sehr überraschend. Anfang des Jahres hätte keiner damit gerechnet, dass es uns so trifft – und dann noch ein zweites Mal.
Wie gehen Sie mit der unsicheren Buchungssituation um?
MW: Wir haben dann, als wir wieder öffnen durften, gemerkt, dass uns ganz viele Menschen besucht haben, die sonst in südliche Gefilde gereist wären. Das hat uns dann ab Mitte Mai einen Gästeboom beschert und den Ort gut gefüllt. Das war zum einen sehr schön, zum anderen mussten wir uns mit Abstands- und Hygienevorschriften beschäftigen. Bei uns stand und steht immer der Gast im Mittelpunkt. Das heißt, wenn wir wussten, dass Gäste nicht anreisen dürfen, haben wir sie zuallererst informiert. Man muss sagen, dass die Leute sehr geduldig waren und auch ganz viele die Möglichkeit genutzt haben, zu einem späteren Zeitpunkt zu buchen.
AR: Wir arbeiten hier so, als würde es übermorgen wieder losgehen. Wir stehen im engen Kontakt mit unseren Gästen und arbeiten im Hintergrund weiter.
Wie handeln Sie die Situation für Ihre Mitarbeiter?
FK: Kurzarbeitergeld spielt natürlich eine große Rolle, wobei wir es den Mitarbeitern freigestellt haben, dass sie ihren Resturlaub nehmen können, auch schon anteilig vom nächsten Jahr. Der Hausmeister ist zum Beispiel noch Vollzeit beschäftigt. Alle Aufgaben, die man während der Saison nicht schafft, werden jetzt erledigt.
AR: Wenn ich an den ersten Lockdown zurückdenke, dann war das eine Phase, die für alle neu war. So etwas haben wir alle noch nie erlebt. Wir sind dann auch in die Kurzarbeit gegangen. Jetzt beim zweiten Mal haben wir geschaut, wie es mit Urlaub aussieht. Wenn Urlaub und Überstunden aufgebraucht sind, dann geht es in die Kurzarbeit. Housekeeping und Technik sind so Bereiche, die wir jetzt bespielen, weil das Thema Grundreinigung und Instandsetzung nach der Saison so oder so dran gewesen wäre.
Wie sind Ihre Perspektiven für das Jahr 2021?
AR: Generell würde ich hoffen, dass es einen Fahrplan gibt, wie man die nächsten Monate gestalten kann. In den letzten Monaten war vieles einfach sehr kurzfristig. Für das neue Jahr sind wir schon erprobt in vielen Dingen. Aber es muss einfach vorwärts gehen, damit Gäste, Betreiber und Hotels wissen, an welche Richtlinien man sich halten kann und unter welchen Bedingungen Urlaub möglich ist.
MW: Ich glaube, dass wir wahrscheinlich erst im September/Oktober 2021 wieder das normale Reisegeschäft haben werden, so wie wir das alle kennen. Ich glaube auch, dass wir uns an gewisse Dinge gewöhnen müssen, die wir eigentlich nur aus anderen Ländern kennen, z.B. gewisse Hygienevorschriften. Wir merken auch, dass die Themen Sicherheit und Weite an Bedeutung gewinnen, auch im Marketing. Wir können auch davon ausgehen, dass wir in diesem Jahr Großveranstaltungen nicht in der Form haben werden, wie wir es bisher kennen. Großveranstaltungen mit 4000 – 5000 Personen kann ich mir gerade nicht gut vorstellen.
Glauben Sie, dass Heiligenhafen wieder zur „Boomtown“ wird?
FK: Wenn die Gäste nicht müde vom Umbuchen werden, dann glaube ich, dass Heiligenhafen wieder zur Boomtown wird!
AR: Heiligenhafen hat nicht an Attraktivität verloren. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Gäste wiederkommen. Wir haben hier in die Hygienekonzepte investiert und setzen diese auch erfolgreich um.
Warum kommen die Gäste so gerne nach Heiligenhafen?
AR: Wir haben das Meer vor der Tür, einen tollen Strand und das Naturschutzgebiet. Man kann runter zum Hafen oder um den Binnensee laufen. Es gibt den kleinen Marktplatz, das Stadtzentrum… Ideal, um Urlaub zu machen. Genau das ist es, was die Gäste schätzen.
MW: Die Mischung ist gelungen. Wir haben ganz viele neue Gäste dazubekommen, und das ist natürlich das schönste Kompliment. Natürlich sind da auch die Menschen, die hier arbeiten und alle jeden Tag ein Stückchen dafür sorgen, dass die Gäste sich hier wohlfühlen – egal ob man sich eine Hose kauft, essen geht oder am Strand einen Einheimischen trifft.
Was erwartet die Gäste im Jahr 2021?
MW: Es steht ein großes Projekt an: Wir möchten ein neues Erlebnisbad bauen. Die Besonderheit an diesem Objekt ist, dass es ein echtes Sportbad ist, was einen echten Mehrwert für die Region darstellt. Wir werden auch eine Meeresschaukel direkt an der Seebrücke bauen. Das ist ein etwas kleineres Projekt, aber mindestens genauso spannend!
FK: Wir möchten die Tagungen wieder aufleben lassen, die in der Pandemie-Zeit nicht möglich waren. Ein ganz wichtiger Punkt, der während der Pandemie in den Hintergrund gerückt ist, ist die Nachhaltigkeit. Das Thema wollen wir wieder nach vorne treiben. Der dritte Punkt ist die Digitalisierung, in die wir weiter investieren wollen.
Welche positiven Erkenntnisse oder Erlebnisse nehmen Sie aus dem Jahr 2020 mit?
AR: Das Positive war, dass alle in dieser ungewissen Situation an einem Strang gezogen haben, auch wenn es manchmal holprig war.
FK: Als Schlüsselmoment könnte man nennen, dass wir doch einiges richtig gemacht haben. Irgendwann im Laufe der Pandemie kam die Info, dass die Maskenpflicht für das Personal nicht mehr besteht. Das Feedback der Gäste war aber, dass sie sich ohne Masken nicht wohlfühlen und vorzeitig abreisen wollen. Ich habe die Maskenpflicht für das Personal sofort wieder eingeführt. Daraufhin kam sofort das Feedback von den Gästen, dass man sich sicher fühlt und gerne bei uns bleibt.
MW: Wir haben anfangs die Schlüsselübergabe im Strand Resort kontaktlos gemacht. Das fanden die Gäste nicht schön, weil der persönliche Kontakt fehlte. Auch die Mitarbeiterinnen im Büro waren traurig. Das war so ein kleines Glücksgefühl, als wir dann unsere Gäste – natürlich mit dem nötigen Abstand – wieder persönlich willkommen heißen konnten.
Allgemein kann man sagen: Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben dieses Jahr einen super Job gemacht, da kann man nur stolz sein!
Neu in Heiligenhafen:
Der Podcast vom Sonnendeck der Ostsee
Freunde von Heiligenhafen können sich in Zukunft auf spannende Geschichten im Audioformat freuen. Im Herbst 2020 wurde der „Podcast vom Sonnendeck der Ostsee“ ins Leben gerufen. Die Initiatoren des Projekts sind der Journalisten Detlef Arlt und der Tourismus-Service Heiligenhafen. Der neue Podcast verspricht typisch norddeutschen Klönschnack mit Heiligenhafener Persönlichkeiten, interessante Berichte zu neuen Projekten und Geschehnissen in der Region und natürlich auch eine ordentliche Portion Urlaubsstimmung zum Träumen. Der Moderator der Show Detlef Arlt sagt: „Wir wollen unsere Gäste zum Zuhören animieren. Es soll eine regelmäßige Rubrik werden, in der wir ergänzend zum HeiligenHAFENER über spannende Ereignisse berichten.“
Hier können Sie den Podcast anhören: www.heiligenhafen-touristik.de/podcast
Text: Hanna Meiners